Musiker, die heute einen ganz normalen Job nachgehen

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Wer es als Musiker nicht schafft, dauerhaft von seinen Hits zu leben, wird am Ende Gitarrenlehrer oder gibt Klavierstunden? Falsch! Diese Künstler haben sich ganz neue Herausforderungen gesucht und machen nach ihren Riesenerfolgen im Musikbusiness heute Jobs, die mit Musik nichts mehr zu tun haben.

Vanilla Ice

Rick Marshall , Vanilla Ice – Too Cold… Too Cold… (5076391518), CC BY 2.0

1990 war Robert Van Winkle alias Vanilla Ice der erste Rapper, der mit seiner Single „Ice Ice Baby*“ die Nummer 1 der US Charts erklimmen konnte. Nach seiner kurzen Musikkarriere, die ihn erst steil hinauf und dann fast genauso steil wieder hinab führte, versuchte er sich als Jet-Ski- und Motocross-Rennfahrer, geriet dann aber vorübergehend auf die schiefe Bahn, nahm Drogen und war damit erst einmal weg vom Fenster.

Sein Comeback hatte er dann als Inneneinrichter. Für einen Lampenhersteller aus Florida entwarf er seine eigene Lampenkollektion mit Kronleuchtern und Wandleuchten. Passend dazu rappte er im Werbespot: „Light lights, baby“. Er moderiert seine eigene Renovierungssendung auf DIY Network, „The Vanilla Ice Project“, wo er sozusagen das männliche US-Pendant zu Enie van de Meiklokje ist. Durch den Ankauf von günstigen, renovierungsbedürftigen Immobilien, die er instand setzt und dann mit Profit weiterverkauft, bestreitet er neben den TV-Auftritten als immobilienmakler seinen Lebensunterhalt.

Kevin Jonas

(c) Joe Seer / Bigstock.com

Kevin Jonas, der älteste der „Jonas Brothers“ und ehemalige Lead- und Rhythmus-Gitarrist der Band, die unter anderem 2008 und 2009 mit ihren Erfolgsalbum „A Little Bit Longer“ und „Lines, Vines and Trying Times“ Platin holten, startete nach der Musikerkarriere als Bauunternehmer durch.

Nachdem sich die Jonas Brothers 2013 aufgelöst hatten, gründete Kevin seine eigene Immobilienfirma Jonas Werner Fine Custom Homes. Er betätigt sich als Bauherr und hat sich auf den Bau von Luxusvillen im Einzugsgebiet von Manhattan spezialisiert.

Kevin ist verheiratet und hat mit seiner Frau Alena zwei Töchter. Ihm gefällt sein neuer Beruf. Eine Reunion mit den Brüdern steht daher derzeit für ihn nicht an, auch wenn immer wieder derartige Gerüchte kursieren. Kevin sagt, ihm gefalle es, die absolute Kontrolle darüber zu haben, was in der eigenen Firma geschehe. Der Ex-Musiker und Schauspieler findet gut, dass er beruflich so viele Optionen habe. Ihm sei aber klar, dass er mehr der praktische Typ ist, der gerne selbst Hand anlegt: „Ich mag es, mir die Hände schmutzig zu machen.“ Beim Gitarre spielen hätte es wohl in der Tat nur dann und wann für eine Blase gereicht.

Al Green

(c) LIVEPICT.COM / Bigstock.com

Der Sänger von „Let´s Stay Together*“ und „Tired of Being Alone*“ ist heute Prediger an seiner eigenen Kirche, der Full Gospel Tabernacle Church in Memphis, Tennessee. Seine Riesenerfolge in den 1970er Jahren, Drogen, Frauen, Ruhm und Reichtum reichten ihm zum Glück nicht aus. Nachdem eine enge Freundin sich unter tragischen Umständen das Leben nahm und dabei zu einer von Als Waffen griff, weil der Soulmusiker sie nicht heiraten wollte, wandte Al Green sich endgültig ganz Gott und seinem Glauben zu. Er ließ sich zum Prediger ausbilden und widmet sich seither der Verbreitung des Evangeliums. 1976 eröffnete er seine eigene Kirche, wo er allsonntäglich predigt. Hier wird zwar noch gesungen, das Repertoire in Al Greens Gemeinde beschränkt sich aber wie vielerorts auf Gospel-Klassiker wie „Amazing Grace“ und „Oh Happy Day“.

Tic Tac Toe

Axl Jansen, Ttt01, CC BY 3.0

„Lee“ alias Liane Claudia Wiegelmann war in den 90ern überaus erfolgreich mit der Girl-Kultband von Tic Tac Toe unterwegs. Zusammen mit Marlene Victoria Tackenberg und Ricarda Nonyem Priscilla Wälktken verkaufte das Mädchen-Trio Millionen von CDs, darunter über fünf Millionen Exemplare von „Ich find dich scheiße*“ und „Verpiss Dich*“. Wiegelmann machte 2005 eine Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft und arbeitete seit 2009 am Kassenhäuschen des Kölner Zoos. Der Job als Kassiererin gefiel ihr und machte sie glücklich. Sie gab dafür ihre Wohnung in Berlin auf, um in einer Kölner WG zu leben. Dann verschwand sie auch aus Köln. Angeblich ist „Lee“ seither in England untergetaucht, um dort ein normales Leben zu führen.

Marlene Tackenberg („Jazzy“) durchlief eine Krise, hatte Alkoholprobleme, half sich aber mit einer Reise nach Südfrankreich, wo sie Mutter einer kleinen Tochter wurde und in Cannes kellnert. „Ricky“, bürgerlich Ricarda Nonyem Priscilla Wältken, machte schon während des vorübergehenden Band-Aus eine Ausbildung zur Kosmetikerin. Später begann sie ein Lehramtsstudium, brachte das aber nicht zu Ende. Statt Grundschullehrerin wurde sie Hausfrau. Nach einem Kochauftritt für das „Perfekte Promi-Dinner“ 2009 trat sie vor TV-Publikum nur noch 2012 zusammen mit „Jazzy“ in einem Werbeclip auf.

Dave Rowntree

Cecil, Provinssirock 20130614 – Blur – 19 (cropped), CC BY-SA 3.0

Der ehemalige Drummer der Brit-Pop-Band Blur ist heute als Bezirksrat in Norfolk tätig. 59 % der dort abgegebenen Stimmen sorgten für die Wahl in sein politisches Amt. Viele seiner Wähler werden sich noch gut an Blurs Superhits wie „Parklife*“ und „Girls & Boys*“ erinnern.

Auch Rowntree, heute Politiker, hat seine wilde musikalische Vergangenheit noch nicht vollständig vergessen. Zwar tritt er jetzt öfter in Schlips und Krawatte statt mit Schlagstöcken in der Öffentlichkeit auf, machte aber zuletzt auf sich aufmerksam, als er einer von der Schließung bedrohte Konzertveranstaltungsstätte medienwirksam Rückendeckung gab und sich aktiv für deren Fortbestand einsetzte. Der studierte Jurist ist politisch für die Labor Party aktiv und sieht die Austrittsverhandlungen zum Brexit skeptisch. Rowntree unterstützt die „People´s Vote“ -Bewegung, die über die Pläne zum Austritt Großbritanniens aus der EU erneut abstimmen möchte.

Oli P.

Sven Mandel, 2016191141328 2016-07-09 La Ola Mannheim – Sven – 1D X II – 0006 – AK8I3649 mod, CC BY-SA 4.0

Oli P. alias Oliver Petszokat sorgt beruflich für die richtige Hundenahrung. In Köln betreibt der gebürtige Berliner und GZSZ-Schauspieler gemeinsam mit seiner Frau ein Hundefutter-Delikatessengeschäft namens „Dogstyler“. Hat der Hund „Flugzeuge im Bauch*„, gibt es bei Oliver Petszokat eine Ernährungsberatung für den geliebten Vierbeiner oder auch ein neues Hundesofa oder den passenden Sitz für dessen Transport im Auto. Ein Buch mit Tipps für Hundehalter hat der engagierte Tierschützer 2015 auch veröffentlicht: „Liebe deinen Hund“. In regelmäßigen Abständen tritt Petszokat weiter als Musiker auf. 2016 veröffentlichte er nach zehn Jahren musikalischer Pause sein Album „Wie früher*„. Demnächst wird Oli P. für die TV-Producer von Encanto eine Trödelshow in Köln und Umgebung moderieren, deren Episoden ab 2019 in der ARD zu sehen sein werden.

MC Hammer

(c) Starfrenzy / Bigstock.com

Stanley Kirk Burrell, alias MC Hammer, verkaufte nach seiner Bankrotterklärung 1996 erst einmal seine Prunkvilla für 5,3 Millionen US-Dollar, um wieder Rechnungen bezahlen zu können. Sechs Jahre nach dem Riesenerfolg von „Please Hammer Don’t Hurt ‚Em*“ und der Single „U Can’t Touch This*“ fühlte er sich angeblich erleichtert, aus dem Anwesen mit seinen vergoldeten Whirlpools, schwarzen Marmorfliesen und Indoor-Wasserfällen ausziehen und etwas Neues beginnen zu können. 33 Millionen US-Dollar hatte der Rapper aus Oakland bis dahin verpulvert. Kurz darauf entwickelte Hammer eine Suchmaschine namens WireDoo, die 2011 online und seit 2012 wieder offline war. Allerdings lag der Rapper mit der Idee einer Suchmaschine, die relationale Ergebnisse liefert und nicht nur nach Links und Keywords sucht, nicht ganz daneben. Vergleichbare Deep Search – Suchmaschinen sind derzeit noch erfolgreich am Markt. Seit dem Ende seiner Musikerkarriere hat Hammer mit wechselndem Erfolg zahllose Unternehmen gegründet und finanziell unterstützt. Seit 2013 beschäftigt er sich neben Gastauftritten in verschiedenen US-Reality-Shows dann auch vorrangig damit, das dadurch entstandene Chaos aus Steuerrückforderungen durch die US-Behörden mithilfe seiner Anwälte wieder in den Griff zu kriegen.

Als Musiker gescheitert, genug vom Jetset und keine Lust mehr, ein Star zu sein? Kein Grund zur Sorge! Wie du sehen kannst: Es gibt immer einen Weg zurück in die Welt der Otto-Normalverbraucher!

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Lisa Borch entdeckte früh ihre Leidenschaft für Musik und Filme und studierte Kommunikationswissenschaften und Medienkultur. Seit 2016 ist sie als Musik- und Filmredakteurin bei popkultur.de tätig und teilt gerne ihre Meinungen und Empfehlungen mit ihren Lesern.

E-Mail: lisa.borch@popkultur.de