So richtest Du ein Aufnahmestudio zu Hause ein – mit großem Ratgeber

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Welcher Musiker träumt nicht davon, ein erfolgreicher Musikproduzent zu werden. Doch kann jemand, der vielleicht nur einen Bruchteil des Budgets eines Dieter Bohlen zur Verfügung hat, sein Tonstudio qualitativ hochwertig einrichten? Die Werbung verspricht viel, doch was taugen die Softwarelösungen und welchen Kompromiss geht der Musiker bei günstigeren Mikrofonen ein? Und wie richte ich mir mein eigenes Recordingstudio überhaupt ein? Diesen Fragen gehen wir mit unserem Ratgeber auf den Grund, und hoffen Dir ein paar wichtige Tipps an die Hand zu geben.

Der Mythos, dass die eigene Ausstattung im Homestudio den Wert eines Luxusautomobils haben muss, ist längst Vergangenheit. Die Technologie schreitet mit großen Schritten voran und die meisten Musiker produzieren im eigenen Studio zuhause im Keller oder in der Garage. Die Kosten, die für das Mieten eines Aufnahmestudios entstehen, werden lieber in das eigene Equipment gesteckt. Neben der freien Entscheidung, wo man aufnimmt, hat es auch den Vorteil dann aufzunehmen, wenn eine Idee aufblitzt.

Was wird benötigt?

Die Wahl des richtigen Equipments ist auch vom Musikstil abhängig. Ebenso wie die Entscheidung für den richtigen Proberaum. Ein Homestudio ist eigentlich nur ein Büro, vollgestellt mit den Dingen, die ein professioneller Musiker braucht, um die eigenen Songs aufzunehmen und abzumischen. Einigen wir uns bei der Ausstattung auf den größtmöglichen Nenner, dann benötigen wir diese Essentials:

  • Laptop oder Desktop Computer
  • DAW Software für Aufnahme, Editierung und Produktion
  • Audio Interface für den Anschluss von Audiogeräten
  • Kopfhörer
  • Lautsprecher (Monitore)
  • Midi Controller
  • Mikrofone

Die Liste lässt sich unendlich erweitern: Ein Synthesizer wäre schön oder aber ein Drumcomputer. Dies wird vom Budget, das Du für Dein Aufnahmestudio angesetzt hast diktiert. Doch arbeiten wir zunächst die Aufstellung ab.

Der Computer

Die Zeiten in denen Musik noch mittels analogen Mischpult eingespielt wurde, sind vorbei. Natürlich gibt es noch Bands, die diesen Weg beschreiten. Doch die anfänglich eher rar vorhandenen Möglichkeiten der Aufnahme, haben sich in den letzten zehn Jahren extrem verändert. Die Digitalisierung hat auch im Musikgeschäft Einzug gehalten. Zum Nachteil für die großen Produktionsfirmen, gleichzeitig mit vielen Chancen für unbekanntere Bands und kleinere Produzenten. Auch deshalb kommt der Musiker im eigenen Recordingstudio nicht mehr um einen Computer herum. War die Musikszene vor Jahren noch ganz klar von den Macs diktiert, hat sich dies mittlerweile relativiert. Windows-Rechner haben sich in Prozessorleistung und Arbeitsspeicher weitestgehend angeglichen und es gibt, was das betrifft, kaum noch große Unterschiede zwischen den Globalplayern. Der Geheimtipp der 90er, Atari lohnt allenfalls noch für einfache Produktionen. Bei der Anschaffung sollte trotzdem auf den Kaufpreis geachtet werden. Oftmals zahlt der Käufer Dinge, die nicht benötigt werden oder auch nur den Markennamen. Andererseits gibt es Basics, die für die Produktion nötig sind.

Ein guter Prozessor, mit mehreren Kernen, sollte in Anbetracht der Komplexität und der vielen Rechenprozesse ganz oben auf der Liste stehen. Eine große SSD Platte ist schnell und kann, verfügst Du über einen Desktop PC, jederzeit gegen größere Modelle ausgetauscht werden. Sich ein Archiv mit externen Festplatten anzulegen, wäre eine andere Variante. Das kann aber schon mal zur Qual werden, wenn das Sample, dass man vor Wochen aufgenommen hat, sich auf einer der Platten befindet, die sich nun im Schrank stapeln. Doch um das Budget zu schonen, dürfte es ein guter Weg sein, denn Speicherplatz wird immer günstiger und USB Sticks verfügen schon jetzt über mehr Speicher, als die Computer von vor zehn Jahren. Arbeitsspeicher ist ebenfalls wichtig. In diesem Zusammenhang sollte auch Geld in eine anständige Grafikkarte gesteckt werden. Denn oftmals saugt diese wertvollen Speicher, wenn sie sich die kostbaren RAM mit dem Arbeitsspeicher teilt. 16 Gigabyte Arbeitsspeicher sollten durchaus ausreichen. Wie beinahe überall gilt: Je mehr, desto besser.

Ein kleiner Tipp zum Thema Computer: Auf dem Rechner im Aufnahmestudio sollten nicht noch zusätzliche Programme installiert sein, die unter Umständen im Hintergrund laufen, Speicherplatz fressen und ein sonores Brummen des Rechners forcieren, was sich als Hintergrundgeräusch in den Aufnahmen wiederfindet, nutzt man ein Mikro was direkt angeschlossen ist.

Software

Sie ist das Herz, das Hirn und die Lunge des Heimstudios. Bevor gekauft wird, muss man sich mit diesem Thema befassen und der Platz hier reicht nicht aus, um alle Aspekte der Software zu betrachten. Das Allerwichtigste ist das Aufnehmen. Es ist vom Einsatzzweck dem guten alten Tonbandgerät gleichzustellen. Doch die modernen Programme können heute so viel mehr. Es ist noch nicht lange her, da war eine Mischung aus Cubase und Wavelab eine gute Wahl. Mit Ersterem steuerte man die MIDI Kanäle und Letzteres war für die Audioverarbeitung erste Wahl. Die MIDI Funktion war und ist übrigens dafür verantwortlich, Signale an die angeschlossenen digitalen Musikinstrumente wie Drumcomputer und Synthesizer zu geben oder sie in den Rechner zu speisen. Doch der Markt ist voll mit Software, die mittlerweile Audio und MDI verarbeiten können. Sie kostet auch nicht mehr tausende von Euro. Oftmals kommt die Software mit Abstufungen oder Light Versionen daher.

Cubase dürfte der führende Anbieter sein, ist aber im Verhältnis relativ teuer. Da lohnt es sich einen Blick auf Ableton Live zu werfen. Logic Pro X wird immer wieder genannt, wenn es um günstige und professionelle Software geht. Leider läuft der Tausendsassa nur auf Apple-Maschinen.

Propellerhead Reason ist eine eierlegende Wollmilchsau. Das kann man von Magix Music Maker auch behaupten. Oft belächelt ist die Budgetlösung die meist verkaufte Musiksoftware Europas. Es gibt noch viele weitere Softwareprogramme, jede mit ihren kleinen Vor- und Nachteilen. Unterschiedlich klingen werden sie nicht. Ein Entscheidungskriterium könnte der Einsatz von Plugins sein. Hier werden zusätzliche Funktionen in der Software freigeschaltet beziehungsweise angedockt. Ob nun ein spezieller Delay, Eq-Filter oder ein Drumset. Der Markt ist gigantisch und vieles davon ist auch kostenlos erhältlich. Bei einigen DAW Softwareprogrammen sind bereits viele Plugins mitgeliefert oder können über den Hersteller kostengünstig, im besten Fall kostenfrei bezogen werden. Am Ende ist der Input in die DAW Software entscheidend. Womit wir beim nächsten Thema wären.

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Das Audio Interface

Um Audio in die Software zu speisen ist ein Audio Interface unumgänglich. Sicherlich ist es auch möglich, die Mikrofoneingänge am Rechner zu nutzen, doch die oben erwähnten Nebengeräusche und natürlich die generelle Qualität der Aufnahme kann darunter leiden. Neben dem Eingang hat das Audio Interface auch die Aufgabe den Output zu konvertieren und zu steuern, der aus Deiner DAW Software kommt. Diese hörst du dann über den Monitor (Lautsprecher) oder die Kopfhörer. Natürlich will man den bestmöglichen Sound hören, um eventuelle Fehler oder Schwächen herauszufiltern. Audio Interfaces gibt es ab 100 Euro, doch sollten 200 – 300 Euro geplant werden, um eine gute Qualtität zu erreichen.

Gute Audio Interfaces sind zum Beispiel:

Kopfhörer

Ohne Kopfhörer ist ein Tonstudio undenkbar. Der Sound ist brillant und jede Unregelmäßigkeit wird herausgefiltert. Außerdem verschont es eventuell die Nachbarn. Musikstücke entstehen nicht in einem Flow. Immer und immer wieder werden Hooks und Riffs abgespielt. Nach der zweihundertsten Wiederholung könnte sich der ein oder andere über den Lärm beschweren. Speziell House oder Techno mit ihren sich wiederholenden Bass-Sequenzen, werden oftmals durch alle verfügbaren digitalen Instrumente gejagt, um das bestmögliche Resultat zu erzielen. Gute Kopfhörer gibt es bereits für hundert Euro, unter Umständen auch darunter. Wichtig ist neben dem Sound, die Bequemlichkeit und Polsterung. Es ist ein Arbeitsgerät, das unter Umständen stundenlang am Kopf sitzt.

Tipp:
Kopfhörer für Musiker: Die 10 besten Studio-Kopfhörer 2023

Lautsprecher (Monitore)

Um es kurz zu machen. Kopfhörer sind eine gute Wahl, doch stundenlanges Tragen kann enervierend sein. Gute Lautsprecher sind deshalb ein wichtiger Bestandteil des Studios. Die meisten Musiker nutzen aktive Nahfeldmonitore. Sie sind so konzipiert, dass sie den klarsten Klang haben. So fallen Fehler im Mix am ehesten auf. Das ist für professionelle Produktionen eminent wichtig. Doch so wichtig die Lautsprecher sind, so teuer erscheinen sie. Ein gutes paar Yamaha-Boxen kostet mindestens 400 Euro. Geld, was ein Profi sicherlich bald wieder hereinholt, da Fehler in der Produktion sofort auffallen. Nach oben sind die Preise und Qualitäten grenzenlos. Bedenke immer, dass nicht die Lautstärke bei der Wahl entscheidend ist. Du sitzt etwa einen Meter vor den Monitoren.

Gute Studio-Lautsprecher sind u. a. der „Genelec 8030APM„, „Focal Alpha 65“ und „IK MULTIMEDIA ILOUD“.

Midi Controller

Falls live mit dem Keyboard eingespielt wird und Änderungen vorgenommen werden, ist ein MIDI Controller kaum wegzudenken. Mit ihm ist es möglich, auf dem Keyboard zu spielen und dabei über die Software andere Instrumente zu simulieren. Die eingehenden MIDI Signale werden in die Software übertragen und sind dann auch live änderbar. Mittlerweile gibt es die MIDI Controller mit USB Anschluss und zum Teil auch mit Keyboard, so dass man sich die Anschaffung eines teuren Keyboards schenken kann. Ab hundert Euro gibt es bereits funktionierende Controller.

Mikrofone

Ein sehr komplexes Thema, geht es doch in erster Linie um die Kombination mit dem kompliziertesten Musikinstrument der Welt: den Menschen. Mikrofone gibt es in jeder Leistungsklasse. Falls rein elektronische Musik produziert wird, sind Mikros vielleicht nicht nötig, obwohl die ein oder andere Sequenz mit menschlicher Stimme einen Extrakick kriegen könnte. Das bleibt jedem selbst überlassen. Genauso wie die Auswahl aus tausenden von Mikrofonen, die es für jeden Verwendungszweck gibt. Für Podcasts oder einfache Aufnahmen ist ein USB Mikrofon eine gute Idee. Diese Mikros sind recht günstig, doch genauer betrachtet für die große Musikproduktion eher zu vernachlässigen. Für Gesangsaufnahmen, die über den Rechner aufgezeichnet werden, sollten schon Mikrofone im qualitativ höherliegenden Preissegment ins Auge gefasst werden. Eine Empfehlung auszusprechen ist schwer. Es kommt auf den/die Sänger/in an, welches Mikrofon gekauft wird. Sehe es als akustischen Maßanzug. Um Dir eine Idee zu geben, kann man sagen, dass ein vernünftiges Studiomikrofon ab 150 Euro verfügbar sein dürfte. Damit wäre die Basis abgedeckt. Denke daran, dass Mikrofone für Instrumente nochmals ganz andere Anforderungen haben.

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Es gibt noch viele andere Dinge zu beachten, wie zum Beispiel die passenden Kabel. So manch einer hat schon Ideen zu Tode gespart. Kaufe hier lieber Hochwertiges, wie zu günstig. Was bei all diesen technischen Dingen und der Planung meist zu kurz kommt, bist Du! Ein guter Stuhl, der deinen Rücken schont, sollte ebenfalls auf der Liste stehen, denn stundenlanges Herumsitzen wird ein Teil der Arbeit sein. Andere Dinge wie Eierkartons, um Nebengeräusche zu dämpfen, gibt es beinahe umsonst. Hast du Bücher, dann sie der beste Schallfänger, den man sich vorstellen kann. Diese Tipps solltest du beherzigen, denn nicht jeder Song ist mit viel Hall gewünscht. Wenn Du viel mit dem Mikro und Instrumenten arbeitest, achte bei der Raumwahl auf Außengeräusche oder verlege die Arbeit in die Zeiten, in denen der Nachbar nicht die Bohrmaschine zündet.

Fazit:

Ein kleines funktionierendes Studio lässt sich mit einem Budget von unter 2000 Euro sicherlich realisieren. Doch auch einen Kostenrahmen von 1000 Euro nicht zu unterschreiten könnte möglich sein. Speziell im Softwarebereich gibt es Gratislösungen, von denen, die ein oder andere ganz brauchbar ist. Einen Tipp, der das Budget retten kann, haben wir noch. Falls Unsicherheit vorherrscht, kann so gut wie jedes Instrument oder technische Gerät auch geliehen werden, um zunächst zu testen, ob das ein oder andere kompatibel mit Deiner Arbeitsweise ist. Jedes Teil was Du zusätzlich anschaffst, erhöht die Qualität der Arbeit und sicherlich auch der Produktionsergebnisse. Der beste Ratgeber ersetzt nicht das Learning by Doing, denn so verschieden die Musikstile, so unterschiedlich sind auch auch die persönlichen Präferenzen.

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Lisa Borch entdeckte früh ihre Leidenschaft für Musik und Filme und studierte Kommunikationswissenschaften und Medienkultur. Seit 2016 ist sie als Musik- und Filmredakteurin bei popkultur.de tätig und teilt gerne ihre Meinungen und Empfehlungen mit ihren Lesern.

E-Mail: lisa.borch@popkultur.de